Wenn gleich uns die Zeit so vertraut ist, wie nur etwas in unserem Dasein, so wird sie doch fremd und rätselhaft, wenn wir versuchen, sie auch nur in den Grenzen der alltäglichen Verständigkeit zu verdeutlichen.« Martin Heidegger
If Yesterday Was Tomorrow What Is Today zeigt aktuelle Positionen der Kontemplation in Minimalismus, Neo-Expressionismus, Zeichnung und Malerei. Die Werke zentrieren um die Szenarien der Einsamkeit, Angst, Sehnsucht und radikalen Zweifel im Studio des Künstlers. Die Störungen, die Gesellschaften in einer Krise erleben, in den Umbrüchen und Rissen der Zeit, in der systematischen Beeinträchtigung von Wahrheit, Staatsmacht, sozialer Bewegungen und Aktivismus; oszillieren zwischen Ungeduld, Stille und Unruhe. Wenn Bedeutungen unbeständig sind und dennoch gleich bleiben, entzieht sich die Zeit ihrer Zweckmäßigkeit. Unser Verlass auf die aktuelle Interpretation einer Sache ist nur scheinbar begründet. »Wenn gleich uns die Zeit so vertraut ist, wie nur etwas in unserem Dasein, so wird sie doch fremd und rätselhaft, wenn wir versuchen, sie auch nur in den Grenzen der alltäglichen Verständigkeit zu verdeutlichen.«
Martin Heidegger hat mit seiner Interpretation »Sein und Zeit« die Strömungen der Philosophie, Literatur und Kunsttheorie beeinflusst. Die Geschichte der Kunst ist eine Historie von Pigmenten und Farbstoffen, Ölen, Acrylfarben, Silbernitrat, Gelatine, Harz und Kunststoffen und entwickelt die Malerei, Fotografie, Druckgrafik, Lithografie sowie die zeitgenössische künstlerischen Produktion von heute. Künstlerische Werke und ihre Bilder haben die Macht in den Alltag einzugreifen, ihre Funktionen ändern sich von Repräsentation zu Aktivierung und Durchsetzung.
If Yesterday Was Tomorrow What Is Today präsentiert eine junge Generation von Künstlern, die mit dem Internet aufwuchsen, in einem dauernden Zustand der ökologischen Krise und fortwährenden Diskussion über Immigration. In historischen Umbrüchen, in politischer und demografischer Vertreibung und den Ursachen von Trauma, stehen Isolation und inhärente Instabilität einer durchgängig vernetzten Welt gegenüber. Wir sehen die Notwendigkeit neuer Wege, visuelle Archive zu konstruieren und betonen die zeitgenössische künstlerische Produktion von heute.
Text: Katharina Balgavy